Zucht

VON DER THEORIE IN DIE PRAXIS

Unser Zuchtjahr ist klar strukturiert 

  • Belegstelle

  • Instrumentelle Besamung

  • Varroa-Infektion

  • Auszählung der Brutzellen auf VSH-Verhalten

DIE VSH-ZUCHT

In der VSH-Zucht setzen wir auf kontrollierte Anpaarung - im Gegensatz zur freien Paarung bei der Standbegattung (eine Königin paart sich beim Hochzeitsflug mit +/- 20 Drohnen, deren Herkunft und Eigenschaften man nicht kennt). Die Kontrolle über die Vatergenetik erlangen wir zum Einen durch Begattung auf der Belegstelle und zum Anderen durch Instrumentelle Besamung von Bienenköniginnen. Mit der SDI haben wir ein sehr effektives Werkzeug, das gezielte Selektion und raschen Zuchtfortschritt ermöglicht.

Die VSH-Zucht im Jahresverlauf

Zuchtplanung im Winter

Im Winter arbeitet unser Zuchtteam intensiv an der Zuchtplanung, den Anpaarungen und der Termingestaltung für das kommende Jahr. Zucht ist ein Termingeschäft! Zum vereinbarten Besamungstermin müssen die jungfräulichen Königinnen brünftig und die Drohnen optimal reif sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Drohnenrahmen einsetzen

Die praktische Arbeit beginnt mit dem Stecken des Drohnenrahmens in die ausgewählten Völker. Da die Entwicklungszeit vom Ei bis zum reifen Drohn circa 45 Tage beträgt, muss zum richtigen Zeitpunkt der Drohnenrahmen ins Volk gegeben werden.

Umlarven & Vorbereitung der Königinnen

Das Umlarven wird 22 Tage vor dem Besamungstermin durchgeführt, dann sind die Königinnen beim Termin 10 Tage alt und optimal gereift. Durch ein Königinnenabsperrgitter im Inneren der Begattungseinheit wird sichergestellt, dass die Königin nicht frühzeitig ausfliegen kann und bei der Besamung noch jungfräulich ist.

Instrumentelle Besamung

Vorab wird das Drohnensperma in die Besamungsspritze aufgenommen. Die Königin wird mit CO2 narkotisiert, besamt und danach wieder in ihr Begattungsvölkchen zurückgebracht.

Beobachtung der Nachzucht

Sobald die besamte Königin voll im Brutgeschäft ist und die von ihr gelegten Arbeiterinnen um sich hat, werden die vererbten Eigenschaften sichtbar

Milbenzusatz zur Testung

Nun können die Völkchen mit Milben infiziert werden. Dafür ernten wir aus befallenen Völkern Milben mit Hilfe von Puderzucker und Feinsieben. Diese Milben werden den Testvölkchen so rasch wie möglich zugesetzt.

Brutauszählung & Selektion

Bei der Brutauszählung wird überprüft, wie gut ein Volk mit den Milben zurecht kommt. Dafür werden Brutzellen geöffnet, das alter der Puppen bestimmt und der Milbenbefall dokumentiert. So können die besten Königinnen für die weitere Zucht gefunden werden.

Auswahl der Drohnenvölker für nächste Saison

Neben der Erstellung dieser Zuchtvölkchen wird von den aussichtsreichsten Königinnen nachgezogen. Diese Schwesterngruppen durchlaufen eine Leistungsprüfung und stehen dann in der Selektion als Drohnenvölker für die darauffolgende Saison zur Verfügung. Hier schließt sich der Kreis, der sich in der nächsten Saison wieder von vorne zu drehen beginnt.

Die wichtigsten Begriffe zur VSH-Zucht

SMR

SMR ist die Abkürzung für Suppressed Mite Reproduction. Die Begriffsdefinition ist nicht ganz eindeutig. Einerseits wird darunter verstanden, dass Milben keine fortpflanzungsfähigen Nachkommen hervorbringen. Andererseits wird SMR als Überbegriff verwendet, der sämtliche Eigenschaften, die zur Milbenreduktion in einem Volk beitragen, zusammenfasst. Dazu zählen beispielsweise Grooming, VSH und Recapping.

VSH

VSH ist die Abkürzung für Varroa Sensitive Hygiene. Das bedeutet, dass Bienen die Fähigkeit besitzen, Varroamilben in der verdeckelten Brut zu erkennen, die befallenen Zellen zu öffnen, auszuräumen und dadurch die Vermehrung der Milbe zu bremsen.

Recapping

Recapping wird das Öffnen und Wiederverschließen von Brutzellen genannt. Durch diesen Prozess werden Milben, die sich in Brutzellen befinden, in ihrem Fortpflanzungszyklus gestört. Bei genauer Beobachtung kann man Recapping an den Zelldeckeln erkennen. Wenn die Bienen den Zelldeckel öffnen wird das glänzende Puppenhäutchen an der Deckelinnenseite entfernt und die Oberfläche wirkt nach dem Wiederverdeckeln matt und krümelig.

Grooming

Grooming beschreibt das Putzverhaten, sowohl am eigenen Körper (Autogrooming) als auch an Artgenossinnen im Bienenstock, sprich das gegenseitige Putzen (Allogrooming). Ein Hinweis auf aktives Grooming können tote Milben auf dem Varroaschieber sein, deren Beine oder Panzer Schäden aufweisen.

SDI

SDI ist die Abkürzung für Single Drone Insemination (Eindrohnbesamung). Wird eine Königin mit dem Sperma von nur einem einzigen Drohn besamt, entsteht ein Volk mit Arbeitsbienen die enger verwandt sind als jene in Völkern mit vielen Vätern. Von der Vaterseite bekommen alle Arbeiterinnen das gleiche Erbgut und sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften können nicht durch Schwesterngruppen anderer Väter überlagert werden. Durch diese Reduktion wird vieles sichtbar und es kann effektiv selektiert werden. Bei Nachzuchten ist eine relativ homogene Schwesterngruppe zu erwarten.

MDI

MDI ist die Abkürzung für Multi Drone Insemination (Mehrdrohnbesamung). Hierbei wird eine Königin mit dem Sperma von mehreren Drohnen aus einem Volk besamt. Vorteil ist, dass die Königin eine größere Spermamenge in ihrer Samenblase vorrätig hat und dadurch länger befruchtete Eier legen kann. Nachteil in der Zucht im Vergleich zur SDI ist die etwas breitere Genetik im Volk. Nachzuchten streuen daher etwas mehr als bei SDI-Königinnen.

Umlarven

Umlarven bedeutet das Herausnehmen von jüngsten Larven aus Arbeiterinnenzellen und Umbetten in Näpfchen, die von den Bienen als Königinnenzellen wahrgenommen werden. Die Bienen füttern diese Larven dann mit Gelee Royal. Dadurch wird ein Gen aktiviert und es entwickelt sich keine Arbeitsbiene sondern eine Königin aus der Larve.

Instrumentelle Besamung

Instrumentelle Besamung oder auch künstliche Besamung genannt, ist ein Verfahren, das in der Bienenzucht nun schon seit vielen Jahrzehnten im Einsatz ist. Sie ermöglicht - im Gegensatz zur freien Paarung in der Luft – eine kontrollierte Anpaarung mit gezielt ausgewählten Drohnen. Mit einem feinen Häkchen wird der Hinterleib der narkotisierten Königin vorsichtig aufgespreizt und das vorab aufgenommene Drohnensperma in den Eileiter der Königin eingebracht. Die Königin wird dann zurück in ihr Volk gegeben und die Spermazellen wandern – wie auch bei der natürlichen Begattung – in die Samenblase (Spermatheka) der Königin ein.

Pedigree

Pedigree bedeutet Stammbaum oder Ahnentafel. Ein Buckfast-Pedigree dokumentiert die mütterliche Abstammung einer Königin, was in der Zucht sehr hilfreich ist um Inzucht zu vermeiden oder diese gezielt einzusetzen. Da Drohnen aus unbefruchteten Eiern entstehen und daher keinen Vater haben,
vererben sie nur die Gene ihrer Mutter. Im Pedigree wird deshalb die Genetik dieser Mutter als „Vater“ eingetragen.

BIENENZUCHTGRUPPE OÖ, SBG

Wir verbinden Wissenschaft und Praxis für eine nachhaltige Zukunft der Bienen in Oberösterreich und Salzburg.